Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

19.12.2021

Gedenktag an die Opfer des Porajmos

 

 

Bundesratspräsident Bodo Ramelow (m.) im gemeinsamen Gedenken mit dem Vorsitzenden des Zentralrates Deutscher Sinti & Roma, Romani Rose (l.)

Quelle: Zentralrat Deutscher Sinti & Roma

 

Heute ist der vierte Advent. Die besinnliche Adventszeit ist eine gute Möglichkeit unser Leben zu entschleunigen. Um ins uns zu gehen, um eigenen Gedanken nachzugehen und das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Am heutigen 4. Advent ist auch der jährliche Gedenktag für die Opfer des Völkermords an den Sinti & Roma. Der Porrajmos ( das Verschlingen) bildete den Höhepunkt in der langen Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung. Auch in unserer heutigen Zeit, die sich durch Toleranz und Mitmenschlichkeit definiert, sind vielerorts gesellschaftliche und auch politische Ausgrenzungen und Unterdrückungsversuche traurige Realität.

 

Dies hielt auch der amtierende Bundesratspräsident Bodo Ramelow in seiner Rede, am 17.12.21 in Berlin fest, in der er an das Schicksal der Sinti und Roma im Nationalsozialismus erinnerte, aber auch an die fortgesetzte Ausgrenzung und die verweigerte Anerkennung:

„Wer gedacht hätte, die Verfolgung wäre nach der Befreiung 1945 zu Ende gewesen, irrte. Stattdessen wurde in der Bundesrepublik die Stigmatisierung und rassistische Kriminalisierung der Sinti und Roma weitergeführt. Sinti und Roma wurden Opferstatus und Wiedergutmachung verweigert mit der Begründung, sie seien aus rein kriminalpräventiven Gründen verfolgt worden. Ihre auf dem Unterarm tätowierten Häftlingsnummern aus Auschwitz wurden Teil der polizeilich geführten Akten zur – wie es hieß – „Bekämpfung des Zigeunerunwesens“. Die Kontinuitäten waren auch personeller Art.“ Weiter macht er deutlich: „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es sich beim Antiziganismus – ebenso wie beim Antisemitismus – um eine spezifische Form des Rassenhasses handelt.“

Im Anschluss an das Gedenken kamen die Vertreter des Zentralrats mit Bundesratspräsident Bodo Ramelow zu dem seit 1994 jährlich stattfindenden Gespräch im Bundesrat zusammen. Gesprächsthemen waren zum einen die Verpflichtungen der Länder bei der Umsetzung der von der Bundesregierung im März 2019 eingesetzten Unabhängigen Kommission Antiziganismus, die Ende März 2021 einen mehr als 800-Seiten umfassenden Bericht mit über 60 Empfehlungen vorgelegt hat. Der Zentralrat fordert in diesem Zusammenhang die Einsetzung und angemessene Ausstattung von Antiziganismus-Beauftragten in den Ländern und die Einrichtung einer Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung des Antiziganismus.

Im Fokus des Gesprächs mit Bundesratspräsident Ramelow stand darüber hinaus die Aufarbeitung der Geschichte der Landeskriminalämter im Nationalsozialismus und Kontinuitäten nach 1945 bis heute:

„Die führende Rolle der Kriminalpolizei beim NS-Völkermord, sowie die personellen und ideologischen Kontinuitäten nach 1945 müssen integraler Bestandteil der Fort- und Ausbildung von Polizeibediensteten werden. Eine solche Aufarbeitung dient nicht nur der besseren Wissensvermittlung für die jungen Auszubildenden, sondern ist auch geeignet, diskriminierenden und klischeegeprägten Einstellungen entgegenzuwirken, wodurch das Bewusstsein der Beamtinnen und Beamten für Demokratie und Rechtsstaat und eine vorurteilsfreie Begegnung mit den Angehörigen von Minderheiten gefördert wird“, so Romani Rose.

Im Anschluss an das Gespräch gedachte der Bundesratspräsident gemeinsam mit der Delegation des Zentralrats am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas der 500 000 Sinti und Roma, die im Holocaust umgekommen sind und legte einen Kranz nieder.